Historisches Hintergrundwissen
Von der Nachkriegszeit zur Gegenwart
Nach dem Jahr 1945 kommen etwa 130.000 jüdische überlebende Juden nach Bayern. Sie finden in Bayern Zuflucht. Viele dieser Menschen wandern später weiter in andere Länder. Trotzdem entstehen in großen Städten neue jüdische Gemeinden. Dort gibt es wieder jüdisches Leben.
Der Holocaust hat fast alle jüdischen Gemeinden in Bayern zerstört.
Nur sehr wenige jüdische Menschen in Bayern haben den Holocaust[1] der Nationalsozialisten überlebt.
Einige überlebten in Konzentrationslagern oder im Versteck.
Manche konnten vorher in andere Länder fliehen.
Sie leben jetzt über die ganze Welt verteilt.
Nach 1945 beginnt in Bayern der Wiederaufbau jüdischen Lebens.
Das ist besonders, weil Bayern vorher ein Zentrum der Nationalsozialisten war.
Etwa 130.000 jüdische Überlebende aus Osteuropa kommen nach Bayern.
Man nennt sie: Displaced Persons, kurz DPs.
Sie kommen nach den Todesmärschen und der Befreiung der Konzentrationslager.
Viele jüdische Menschen aus Polen können nicht in ihre Heimat zurück.
Denn dort erleben sie wieder Gewalt.
Sie bekommen in der amerikanischen Besatzungszone in Bayern Zuflucht.
Doch auch in Bayern erleben viele DPs Hass und Angriffe von der deutschen Bevölkerung.
Viele Juden wandern später aus.
Sie gehen zum Beispiel in die USA, nach Kanada oder nach Israel.
Trotzdem entstehen neue jüdische Gemeinden in den großen Städten.
Dort gibt es wieder ein aktives jüdisches Leben.
Die Menschen feiern ihren Glauben und ihre Kultur.
Auf dem Land, vor allem in Franken und Schwaben, bleiben die jüdischen Gemeinden verschwunden.
Zu wenige haben den Holocaust überlebt.
Und viele wollen nicht dorthin zurück, wo sie einst gewaltsam weggebracht (deportiert) wurden.
Im Jahr 1947 gründen Juden in Bayern einen Verband.
Er heißt: Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden.
Dieser Verband vertritt die jüdischen Gemeinden in Bayern.
Am Anfang auch die DPs.
Später eher die Gruppe der jüdischen Überlebenden aus Bayern selbst.
Ein neues Leben in Deutschland aufzubauen war für alle Juden schwer.
Besonders für die DPs, die lange in Lagern gelebt haben.
Das letzte DP-Lager in Bayern war Föhrenwald bei Wolfratshausen.
Es wurde erst im Jahr 1957 geschlossen.
Nach dem Krieg kam es immer wieder zu Angriffen auf jüdische Friedhöfe und Synagogen.
In den 1970er Jahren gab es Terroranschläge.
Sie kamen von palästinensischen Gruppen und linken Terroristen.
Ein schlimmes Ereignis war das Olympia-Attentat im Jahr 1972.
Dabei wurden elf israelische Sportler und ein Polizist aus Bayern ermordet.
Wegen solcher Anschläge verließen viele Juden Bayern.
Sie zogen nach Israel, Großbritannien oder in die USA.
Ab 1990 änderte sich das.
Viele Juden aus der früheren Sowjetunion kamen nach Bayern.
So wuchsen die jüdischen Gemeinden wieder.
Heute leben wieder viele jüdische Menschen in Bayern.
Bayern ist ein wichtiger Ort für jüdisches Leben in Europa.
In Städten wie München, Würzburg oder Regensburg wurden neue Synagogen gebaut.
Sie zeigen: Das jüdische Leben ist zurück.
Im Jahr 2023 hat die Europäische Rabbinerkonferenz ihren Sitz nach München verlegt.
Früher war sie in London.
Das zeigt, wie wichtig Bayern für das jüdische Leben in Europa geworden ist.
Quelle: Kristina Milz - Jüdisches Leben in Bayern - Haus der Bayerischen Geschichte
Fußnoten und Nachweise
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Der Holocaust war ein großes Verbrechen.
Dabei wurden etwa sechs Millionen Jüdinnen und Juden ermordet.Das war im Zweiten Weltkrieg von 1939 bis 1945.
Die Mörder waren die Nationalsozialisten.
Das waren Adolf Hitler und seine Anhänger.Die Nationalsozialisten wollten alle Jüdinnen und Juden in Europa töten.