Jüdische Friedhöfe
Akademieprojekt „Steinerne Zeugen digital"
Das Forschungsprojekt „Steinerne Zeugen digital – Deutsch-jüdische Sepulkralkultur zwischen Mittelalter und Moderne – Raum, Form, Inschrift“ widmet sich dem Erhalt, der Dokumentation und Vermittlung jüdischer Friedhöfe.

Die rund 2.400 jüdischen Friedhöfe gehören zu den ältesten Zeugnissen der Sepulkralkultur in Deutschland. Als historische, literarische und materielle Quellen des jüdischen Lebens sind sie von großer Bedeutung.
Zur Erforschung und Dokumentation dieser wichtigen Zeugnisse haben sich fünf Kooperationspartner zusammengeschlossen: 1.) Die Bayerische Akademie der Wissenschaften, 2.) die Professur für Judaistik an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 3.) der Lehrstuhl für Digitale Denkmaltechnologien an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, 4.) die Nordrhein Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste und 5.) das Salomon-Ludwig-Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte an der Universität Duisburg-Essen.
In Deutschland haben sich vom 11. Jahrhundert an etwa 2.400 jüdische Friedhöfe erhalten. Kein anderes europäisches Land besitzt – trotz großer Verluste – eine vergleichbar alte, reiche und vielschichtige Überlieferung. Die Friedhöfe zählen zu den ältesten Zeugnissen der Sepulkralkultur in Deutschland. Ihre Erhaltung, Dokumentation, Erschließung und Vermittlung ist eine Aufgabe von gesamtgesellschaftlicher Bedeutung, die ihnen als religiös-kulturellen Orten der Erinnerung, als Ausdruck individueller und korporativer jüdischer Identität sowie als historischen, literarischen und materiellen Quellen zukommt. Diese Forschungslücke schließt das Akademienprojekt „Steinerne Zeugen digital – Deutsch-jüdische Sepulkralkultur zwischen Mittelalter und Moderne – Raum, Form, Inschrift“. 35 Friedhöfe – darunter auch viele in Bayern –, 33.600 Grabmale und über 19.000 Inschriften aus ganz Deutschland sind zur Dokumentation vorgesehen.
Neben den Inschriften erfasst das Team die geographischen Gegebenheiten der Anlage, bauliche Merkmale wie das Material, die Formensprache, den Erhaltungszustand und die Anordnung der Grabmale. Die Ergebnisse werden als digitales Text- und Bildcorpus publiziert.
Die interdisziplinäre Grundlage des Projekts, an dem neben der Judaistik und der Bauforschung auch die digitalen Denkmaltechnologien wesentlichen Anteil haben, ermöglicht neue Forschungsfragen und Perspektiven auf das jüdische Leben jenseits der großen Zentren. Trotz und wegen des Verlustes vieler schriftlicher und baulicher Belege ist es das Ziel, die letzten Ruhestätten der Jüdinnen und Juden als Zeugen für ein Jahrhunderte währendes Neben- und Miteinander von Mehrheit und Minderheit zu erschließen.
Weiterführende Informationen:
Projektinformationen im Detail bietet die Webseite Steinerne Zeugen Digital - Digitale Denkmaltechnologien (uni-bamberg.de).
Das Video Dokumentation jüdischer Friedhöfe informiert in sechs Minuten über das Projekt.

Otto-Friedrich-Universität Bamberg