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Historisches Hintergrundwissen

Weimarer Republik und NS-Zeit

Bereits in den 20iger Jahren nimmt in Bayern der aggressive völkische Antisemitismus zu. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten beginnt rasch die völlige Entrechtung, und Verfolgung der Jüdinnen und Juden. Nur wenige entgehen der systematischen Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden, der bis zum Kriegsende 1945 ca. sechs Millionen Juden zum Opfer fallen.

Im Zuge der politischen Unruhen der Novemberrevolution 1918 und der Ermordung des ersten Ministerpräsidenten des neuen Freistaats Bayern Kurt Eisner nimmt in Bayern der aggressive völkische Antisemitismus während der 20er Jahre stetig zu. Nach dem gescheiterten Putschversuch Adolf Hitlers im November 1923 entwickelt sich München zur „Hauptstadt der Bewegung“ und wurde zum Sammelbecken für Nationalsozialisten und Antisemiten. Die zunehmenden Anfeindungen gegenüber der bayerisch-jüdischen Bevölkerung äußert sich in Ausschreitungen an jüdischen Feiertagen oder entsprechenden Parolen und führt bei den Jüdinnen und Juden zu einem tiefen Krisenbewusstsein und ersten Auswanderungsbewegungen.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Januar und dem „Ermächtigungsgesetz“ im März 1933 beginnt die systematische Ausgrenzung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung auf Reichsebene und setzt damit auch in Bayern die völlige Entrechtung der Jüdinnen und Juden und ihre Verdrängung aus vielen Berufsfeldern sowie dem öffentlichen und kulturellen Leben in Gang. Zur massenhaften Inhaftierung von politischen Gegnern wird auf Anordnung des Leiters der Politischen Polizei in Bayern und Polizeipräsidenten von München, Heinrich Himmler, im gleichen Jahr das KZ Dachau als „Modell- und Musterlager“ für alle späteren Konzentrationslager aufgebaut. Mit dem Beschluss der „Nürnberger Gesetze“ 1935 wird auch der Grundstein für den Ausschluss der jüdischen Bevölkerung aus der „Volksgemeinschaft“ in Bayern gelegt. 

Im Sommer 1938 gibt Adolf Hitler den Befehl, die Münchner Hauptsynagoge abzureißen. Im November desselben Jahres entfachen die Nationalsozialisten die Novemberpogrome, bei denen landesweit Synagogen in Brand gesetzt, jüdisch geführte Geschäfte verwüstet und geplündert, Jüdinnen und Juden misshandelt und zum Teil im Konzentrationslager Dachau interniert werden. 

Bereits im Mai 1938 wird mit dem KZ Flossenbürg ein weiteres Konzentrationslager auf bayerischen Boden errichtet, das die Ausbeutung von Zwangsarbeitern für die wirtschaftlichen Interessen der SS zum Ziel hat. 

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 ist der jüdische Bevölkerungsanteil in Bayern von etwa 35.000 im Jahr 1933 auf ca. 10.000 Jüdinnen und Juden gesunken. Wenigen jüdischen Menschen gelingt nach 1939 noch die Flucht. Mehr als 8.000 verbliebene bayerische Juden werden schließlich zwischen 1941 und 1943 in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert und dort umgebracht. Nur wenige entgehen der systematischen Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden, der bis zum Kriegsende 1945 ca. sechs Millionen Juden zum Opfer fallen. Nach dem Holocaust gründeten vor allem osteuropäische Displaced Persons (DP) neue jüdische Kultusgemeinden, die vor allem in DP-Lagern und größeren Städten angesiedelt waren und auch heute noch sind. Das jüdische Leben und die Tradition der kleinen jüdischen Landgemeinden insbesondere im Fränkischen und Schwäbischen ist jedoch unwiederbringlich verloren. 

Quelle: Kristina Milz - Jüdische Geschichte in Bayern - Haus der Bayerischen Geschichte