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Dokumentationszentren und Museen

Jüdisches Museum Augsburg-Schwaben

Das Jüdische Museum Augsburg-Schwaben informiert an zwei Standorten über die Kulturgeschichte der Juden in Bayerisch-Schwaben und über die Entwicklung der jüdischen Gemeinde in Augsburg.

Ehemalige Synagoge Kriegshaber

Das Jüdische Museum Augsburg-Schwaben informiert an zwei Standorten zum einen über die allgemeine Kulturgeschichte der Juden in Bayerisch-Schwaben und zum anderen über die spezifische Entwicklung der jüdischen Gemeinde in Augsburg. Das Museum versteht sich als Ort, an dem Aspekte der Migration, Integration, Heimat und Kultur aus jüdischer Perspektive diskutiert und begriffen werden können. 

Der Hauptstandort in der Halderstraße ist in der Augsburger Synagoge untergebracht; diese Synagoge zählt zu den schönsten Synagogen Deutschlands und zeichnet sich durch eine kunstvolle Verschmelzung von Jugendstilelementen, byzantinischen und orientalischen Einflüssen aus. Der zweite Standort ist seit 2014 die ehemalige Synagoge Kriegshaber, die älteste erhaltene Synagoge Bayerisch-Schwabens. 

Die Stiftung Jüdisches Kulturmuseum Augsburg-Schwaben, der Träger des Museums, wird vom Freistaat Bayern dauerhaft gefördert. 

Bereits in den 1960er Jahren hatte der damalige Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Schwaben Augsburg, Julius Spokojny, die Idee, in den Räumen der Gemeinde ein Museum zu errichten. Doch erst in den 1980er Jahren gelang es ihm, für seine Idee Mitstreiter zu gewinnen. 1984 erfolgte die Gründung der Stiftung Jüdisches Kulturmuseum, in der jüdische und nichtjüdische Augsburger gemeinsam die Idee einer Museumsgründung beförderten und in die Tat umsetzten. Am 1. September 1985 konnte schließlich das erste selbstständige jüdische Museum der Bundesrepublik seine Türen für die Besucherinnen und Besucher öffnen. Untergebracht ist es bis heute in der ehemaligen Damengarderobe, im Durchgang zur Frauenempore der Synagoge. 

Bereits damals sah man als Hauptziele die Pflege und den Erhalt jüdischer Kultur und rechnete mit gut über 90 Prozent nichtjüdischen Besucherinnen und Besuchern. Aus frühen Protokollen geht hervor, dass man Toleranz und Verständnis für die jüdische Kultur wecken wollte. 

2004 wurde auf Initiative der ehemaligen Leiterin des Jüdischen Museums, Benigna Schönhagen, und des Landeshistorikers Rolf Kießling das Netzwerk Historische Synagogenorte ins Leben gerufen, das bis heute vom Museum koordiniert wird. Als Arbeitsgemeinschaft umfasst es verschiedene öffentliche Einrichtungen und Kommunen, Initiativen und Vereine in Bayerisch-Schwaben, die die Kenntnis über die einst reiche jüdische Existenz in ihrer Region stärken, vertiefen und mit gemeinsamen Projekten jüdische Geschichte als Teil der Heimatgeschichte vermitteln wollen.

Bis heute ist das JMAS in der aktiven IKG Schwaben Augsburg, im Westflügel der Synagoge, untergebracht. Museum und IKG nutzen den Festsaal der Gemeinde als Veranstaltungsort. Die historische Synagoge, die zu den schönsten erhaltenen Synagogen der Vorkriegszeit gehört, wird von der Gemeinde für Gebete, insbesondere an den Hohen Feiertagen, und von Gemeinde und Museum für kulturelle Veranstaltungen genutzt.

Das JMAS wird bis heute von einer öffentlichen Stiftung bürgerlichen Rechts getragen und gefördert durch das Bayerische Ministerium für Unterricht und Kultus, durch den Bezirk Schwaben und die Stadt Augsburg. Der Stiftungsrat setzt sich bis heute aus Vertreterinnen und Vertretern der Gemeinde, der Zivilgesellschaft sowie Zuschussgeberinnen und Zuschussgebern zusammen. Auf diese Weise wird das Museum bis heute von einem Zusammenschluss jüdischer und nichtjüdischer, privater und juristischer Personen unterstützt. 

Die aktuelle Dauerausstellung am Standort in der Halderstraße bietet nicht nur eine Einführung in die jüdische Kultur, sondern auch einen umfassenden Einstieg in die jüdische Geschichte der Stadt Augsburg und der Region Bayerisch-Schwaben. Benigna Schönhagen, die als damalige Museumsleitung die Ausstellung kuratiert hat, schreibt über die Konzeption der Ausstellung von 2006:

Sie dokumentiert die lange und wechselvolle Geschichte der Juden in Augsburg und Schwaben vom Mittelalter bis heute und verbindet dies mit einer Einführung in die religiöse Praxis des Judentums. Der Blick richtet sich auf das Zusammenleben von jüdischer Minderheit und christlicher Mehrheit.

Seit 2014 hat das JMAS mit der Ehemaligen Synagoge Kriegshaber einen zweiten Standort erhalten, wo es aktuell vor allem Wechselausstellungen zeigt und Veranstaltungen durchführt. Der zeitweise mehrheitlich jüdische Ort Kriegshaber wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingemeindet und ist heute ein Stadtteil von Augsburg. Die Synagoge ist die älteste in Bayerisch-Schwaben erhaltene Synagoge und eine der wenigen erhaltenen Haussynagogen. Die Grundmauern stammen aus dem frühen 17. Jahrhundert, wobei das Gebäude zunächst als Wohnhaus genutzt wurde. Erst ab 1720 erfolgte der Umbau zur Synagoge, 1792 wurde Kriegshaber zum Bezirksrabbinat erhoben. Erst mit dem Wegfall der Niederlassungsbeschränkungen im Laufe des 19. Jahrhunderts verlagerte sich der Schwerpunkt der Gemeinde nach Augsburg. Die Rabbinerwohnung war in den unteren Räumen der Synagoge untergebracht. Heute wird dieser Teil des Gebäudes mit einem kleinen Büroraum und einem Seminarraum für die Museumsarbeit genutzt.

Seit 2022 wird der Gebäudekomplex in der Innenstadt generalsaniert. Das Museum wird künftig ein eigenes Verwaltungsgebäude sowie einen Wechselausstellungsraum auf dem Gelände der IKG (Israelitischen Kultusgemeinde) Schwaben-Augsburg erhalten. Die Dauerausstellung wird grundlegend erneuert, soll aber wieder am selben Ort, in der ehemaligen Frauengarderobe, installiert werden.

Jüdisches Museum Augsburg Schwaben

jmaugsburg.de